Hi @Marcel vom Stein ,
Ich habe sowohl aus der Perspektive der Beratung als auch in unserem eigenen Unternehmen Erfahrung mit der Implementierung von Faktoring-Prozessen.
Wichtig vorab: Es gibt keinen universellen Faktoring-Anbieter, der für alle Branchen und Unternehmensgrößen geeignet ist. Daher ist die Auswahl des richtigen Partners der erste Schritt vor der technischen Umsetzung. Es lohnt einmal mit der Hausbank zu sprechen, da dort bereits viele Informationen vorliegen, die andere Anbieter von euch benötigen. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Fintec-Startups, die ggf. auch in Frage kommen. Dort ist meist die technische Anbindung einfacher zu automatisieren.
Meine Empfehlung wäre folgende Vorgehensweise:
1. Auswahl eines Faktoring-Anbieters
- Gespräch mit der Hausbank
- Suche innerhalb der Branche: Anbieter spezialisieren sich oft auf bestimmte Branchen oder Unternehmensgrößen. Prüfe, ob der Anbieter deine individuellen Anforderungen erfüllt.
- Vertragsbedingungen: Beachte Mindestumsätze, Factoring-Gebühren und mögliche Ausschlüsse (z. B. für bestimmte Kunden oder Länder, auch Produkte können eine Rolle spielen).
2. Technische und organisatorische Anforderungen
Neben der Übergabe der Ausgangsrechnungen sind folgende Aspekte für die ERP-Integration zu berücksichtigen:
a) Auswahl der Kunden
- Faktoring-Gesellschaften führen eine Bonitätsprüfung durch und behalten sich das Recht vor, Kunden abzulehnen. Diese Informationen sollten in Xentral klar ersichtlich und gepflegt werden.
- Nur Kunden, die bei euch keine Forderungsausfälle in der Vergangenheit hatten, dürfen übergeben werden. Das kann in Xentral getrackt werden.
- Kunden, die über SEPA-Lastschriftmandate oder andere Zahlungsdienstleister laufen, müssen ausgeschlossen werden, um doppelte Prozesse zu vermeiden.
b) Übergabe der Rechnungen
- Rechnungen müssen regelmäßig und in einem geeigneten Format an die Faktoring-Gesellschaft übermittelt werden (bei klassischen Banken in der Regel XML oder CSV und teilweise auch begleitend die Beleg-Bilder / PDF). Moderne Anbieter regeln das bereits per API.
c) Verbuchung von Zahlungseingängen
- Faktoring-Gesellschaften zahlen meist per Sammelüberweisung und mit Abschlägen (z.B. 80 / 20). Das dazugehörige Transaktionsprotokoll enthält Details zu den begleichen Rechnungen.
- In oder in der Finanzbuchhaltung (z. B. DATEV) muss sichergestellt werden, dass die Sammelbuchung korrekt auf die jeweiligen offenen Rechnungen aufgeteilt wird. Automatisierte Import- und Buchungsfunktionen können den Aufwand hier drastisch reduzieren.
- die Gebühren müssen entsprechend verbucht werden, die von dem Anbieter einbehalten werden.
3. Sonstiges
- Datensicherheit: Die Übergabe von Rechnungs- und Kundendaten an die Faktoring-Gesellschaft muss datenschutzkonform (DSGVO) erfolgen.
- Kommunikation mit Kunden: Informiere Kunden transparent über den Wechsel zu einem Factoring-Modell, um Vertrauen zu bewahren. Das muss auch mit einer bestimmten Frist erfolgen.
BG, Daniel